Tadashi Kawamata wählte für seine Arbeit »Walkway and Tower« einen Ort unweit des Wasserkreuzes von Emscher und Rhein-Herne-Kanal an der Stadtgrenze zwischen Recklinghausen und Castrop-Rauxel. Hier befindet sich das östliche Ende der sogenannten Emscher-Insel, die auf über 34 Kilometern zwischen Fluss und Kanal verläuft.
Durch umfangreiche Renaturierungsmaßnahmen konnte sie im Jahr 2010 als Naherholungsgebiet erschlossen werden und war Spielort der ersten Ausgabe der Emscherkunst. Damals wie heute ist der Ort vom Emscher-Umbau geprägt.
Der horizontalen Landschaftsgestaltung setzte Kawamata 2010 eine vertikale Landmarke in Form eines hölzernen Aussichtsturms entgegen. Die Arbeit »Walkway and Tower« ist eine Mischung aus Architektur und Skulptur, lässt sich dem Werk doch keine eindeutige Funktion zuschreiben.
Der 12 Meter hohe Turm liegt auf einer Anhöhe am Emscher-Weg und kann über einen im Zickzack verlaufenden Holzsteg erreicht werden. Oben angekommen erwartet die Besucher:innen statt eines spektakulären Panoramas vielmehr die Sicht auf eine ruhige und eher dünn besiedelte Gegend. Die Begehung von Steg und Turm sind als Angebot des Künstlers zu verstehen, die Umgebung aktiv und aus mehreren Perspektiven wahrzunehmen, aber auch den Blick meditativ nach innen zu richten — eine Reminiszenz an die japanische Garten- und Landschaftsgestaltung.
Bewusst wählte Kawamata für die Konstruktion das Material Holz. Denn so wie die zu beobachtende Umgebung befindet sich auch das Holz in einem permanenten Zustand der Veränderung durch Witterung, Jahreszeitenwechsel und nicht zuletzt menschliche Eingriffe. Der provisorische Charakter des Bauwerks steht ebenso sinnbildlich für den stetigen Wandel der Landschaft. Tadashi Kawamata hat mit »Walkway and Tower« einen Ort der Kontemplation geschaffen, welcher zugleich zur kritischen Reflexion über den Umgang von Mensch und Natur auffordert, der sich insbesondere in postindustriellen Regionen wie dem Ruhrgebiet manifestiert.
Im Rahmen von Restaurierungsmaßnahmen wurde der Verlauf des Holzsteges im Jahr 2019 vom Künstler verlängert und gestalterisch leicht verändert.
Schön von oben: Die Kunstwerke des Emscherkunstwegs lassen sich auch aus der Luft bestaunen.
Credits: Filmkonzept, Kamera, Drohne & Postproduktion: Gionik Media GmbH, Dirk Gion Opterix, Johannes Kassenberg; Musik & Sounddesign: Samuel Brözel
MATERIAL
Steg und Aussichtsturm
Stahlkonstruktion, Lärchenholz
Höhe Turm: ca. 12 m
Länge Steg: ca. 120 m
Emscher-Weg, Höhe Emschertalweg 62
45665 Recklinghausen
Von Recklinghausen Hauptbahnhof mit Bus 233 (Richtung CAS Henrichenburg Mitte) bis Haltestelle Castrop-Rauxel Emschertalweg, weiter ca. 1,5 km zu Fuß.


Kawamatas »Walkway and Tower« ermöglicht verschiedene Perspektiven auf die Landschaft. Von dem Aussichtsturm aus lässt sich der Wandel des Emschertals eindrücklich nachvollziehen.