Am Emscherquellhof in Holzwickede errichtete Henrik Håkansson zur Emscherkunst 2016 zwei kubusförmige Architekturen auf einem Feld hinter dem Fachwerkgehöft. Den beiden minimalistischen Skulpturen liegt eine offene gitterförmige Struktur aus sechs mal sechs Würfeln zugrunde, die an Sol LeWitts ikonische Konzeptkunst aus den 1960er Jahren erinnert: Grundbaustein seiner dreidimensionalen Arbeit war die modulare Struktur des Würfels, die er meist in Skelettform mit Kuben durchdeklinierte. Håkansson vergrößert das Würfelskelett hier auf fast dreieinhalb Meter Kantenlänge und versetzt es in die Natur. Entgegen der rein konzeptuellen Idee versieht der schwedische Künstler das Objekt mit einer Funktion: Die weißen Würfel dienen als Unterschlupf für Insekten. In je acht Hohlräume wurden 2016 mit ortsansässigen Imker:innen hölzerne Honigbienenbeuten und Wildbienenkuben eingesetzt. Auf dem 2000 Quadratmeter großen Feld wurden heimische Wildblumenarten ausgesät, die den Bienen ausreichend Nahrung bieten sollten.
»Das Projekt formuliert eine Vision für die Entstehung einer neuen Art von Gesellschaft.«
Henrik Håkansson
In seinen künstlerischen Arbeiten beschäftigt sich Håkansson immer wieder mit dem prekären Verhältnis des Menschen zu seiner Umwelt und dessen Wahrnehmung. Die Ausbeutung der Natur durch den Menschen hat fatale Folgen, unter anderem beobachten Ökolog:innen seit Jahren ein Bienensterben. Bienen sorgen für den Erhalt unseres Ökosystems und leisten einen unverzichtbaren Beitrag für die ökologische Vielfalt und für unsere Lebensmittelproduktion. Die Wildbiene ist im Gegensatz zur Honigbiene Einzelgängerin und oft auf bestimmte Blüten angewiesen oder hat besondere Anforderungen an Nistplätze. Monokulturen in der Landwirtschaft, Pestizide und auch der Klimawandel bedrohen deshalb besonders die Wildbienen, die nicht wie die Honigbiene von Imker:innen betreut und gefüttert werden. Mit seinem überdimensionalen Insektenhaus auf einer Blühwiese visualisiert Håkansson gewissermaßen die ökologische Vision für das neue Emschertal, Artenvielfalt und Biodiversität wiederherzustellen. Im Zuge des Emscher-Umbaus soll ein nachhaltiger Erlebnis- und Erholungsraum entstehen, der ein Zusammenleben im Gleichgewicht mit der Natur ermöglicht.
Schön von oben: Die Kunstwerke des Emscherkunstwegs lassen sich auch aus der Luft bestaunen.
Credits: Filmkonzept, Kamera, Drohne & Postproduktion: Gionik Media GmbH, Dirk Gion Opterix, Johannes Kassenberg; Musik & Sounddesign: Samuel Brözel
Emscherquellhof, Quellenstraße 2
59439 Holzwickede
Ab Dortmund Hbf mit der U47 nach Dortmund Aplerbeck, dort mit dem Bus 438 (Richtung Holzwickede Landskrone) fahren. Aussteigen an Haltestelle: Holzwickede Emscherquelle. Von hier aus ca. 1 km zum Emscherquellhof laufen.
ÖFFNUNGSZEITEN
April (ab 12.04.25) bis Oktober
donnerstags und freitags 13 - 17 Uhr
samstags und sonntags 12 - 18 Uhr
MATERIAL
Wildblumenfeld, zwei offene Kubenstrukturen mit 216 innen liegenden Kuben, Wildbienenkuben (Anzahl variabel)
feuerverzinktes, pulverbeschichtetes Stahlrohr (6 cm, weiß), Holz
Maße Wildblumenfeld: 2000 m²
Maße Stahlkubus: je 342 x 342 cm
Maße Bienenkubus: je 50 x 50 cm
Der Schutz von Insekten wird am Emscherquellhof groß geschrieben.