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Gesellschaft der Amateur-Ornithologen

Mark Dion

Für seinen Beitrag zur Emscherkunst 2010 hat Mark Dion einen alten Gastank zu einer Art  Vogelbeobachtungsstation umbauen lassen. Diesen hatte Dion auf der ehemaligen Kläranlage Herne entdeckt, wo die Künstlerin Silke Wagner ihre Arbeit Glückauf. Bergarbeiterproteste im Ruhrgebiet realisieren sollte.

Unter dem Titel Gesellschaft der Amateur-Ornithologen verwandelte Dion den tonnenförmigen Behälter in eine eigenständige, begehbare Architektur. Neben einer Eingangstür mit überdachter Treppe wurden eine seitliche große Fensteröffnung und dort, wo sich die ehemaligen Anschlussstellen der Zuleitungen befanden, zwei Deckenfenster eingebaut, das Dach wurde mit einer kleinen Aussichtsplattform ergänzt.
Im Gegensatz zu der eher schlichten äußeren Erscheinung ist das Innere des Tanks detailreich ausgestaltet. Es erinnert an eine Art Klubhaus und
lässt auch Bilder von Wunderkammern des 19. Jahrhunderts aufkommen. Der Künstler stattete den Innenraum mit alten Teppichen und antikem Mobiliar aus und ergänzte zahlreiche ornithologische Objekte und Bücher, die er auf verschiedenen Flohmärkten in der Region erstanden hatte. Ausgerichtete Fernrohre, aufgeschlagene Bücher auf dem Sekretär sowie mit Bonbons gefüllte Kristallschalen erwecken den
Eindruck, als hätte ein Hobby-Ornithologe die Forschungsstation gerade eben erst verlassen. Gäst:innen sind aufgefordert, alle Gegenstände der Station zu benutzen und werden so selbst zu diesem »Amateur-Ornithologen« und damit ebenso Teil des Kunstwerks wie die Vögel, die sich hier beobachten lassen sowie der Vorgang des Beobachtens selbst.

Ein alter Gas­tank wird zu einem Stu­dier­zim­mer ausgestattet mit einem Sam­mel­su­rium an Rari­tä­ten. Mit Fern­roh­ren kön­nen Besu­cher:in­nen die Vogel­welt beob­ach­ten.

Seit ihrer Entstehung hat Mark Dions Installation mehrmals den Standort gewechselt: 2010 befand sie sich am »Herner Meer« in unmittelbarer Nähe zum Herner Yachthafen; zur Emscherkunst-Ausstellung 2013 wurde sie auf der Hubbrücke in Duisburg-Walsum gezeigt. Nachdem die Arbeit 2016 am Hochwasserrückhaltebecken in Dortmund-Mengede am Hof Emscher-Auen zu sehen war, hat sie nun einen
permanenten Aufstellungsort auf dem Gelände der großen Kläranlage Bottrop gefunden. Das einstige Industrieobjekt, das der Vogelbeobachtungsstation als
Tarnung dient, hat sich immer wieder den unterschiedlichen Aufstellungsorten in der postindustriellen Landschaft der Emscherregion angepasst, ohne dabei an Wirksamkeit zu verlieren

Mark Dions Arbeit zur Emscherkunst 2013 in Duisburg-Walsum…

…und zur Emscherkunst 2016 am Hochwasser­­rückhaltebecken in Dortmund-Mengede.

Das Kunstwerk ist nur auf Anfrage zu besichtigen

Schön von oben: Die Kunstwerke des Emscherkunstwegs lassen sich auch aus der Luft bestaunen.

Credits: Filmkonzept, Kamera, Drohne & Postproduktion: Gionik Media GmbH, Dirk Gion Opterix, Johannes Kassenberg Musik & Sounddesign: Samuel Brözel 

Adresse
Kläranlage Bottrop, In der Welheimer Mark 190
46238 Bottrop
ÖPNV

Von Bottrop Hbf mit der TaxiBus-Linie TB294 bis zur Haltestelle Emscher-Kläranlage, Zugang Kläranlage ca. 50 m in Fahrtrichtung.


MATERIAL
ehemaliger Gastank, umgebaut und eingerichtet
Stahl, Acylglas, gebrauchte Möbel und Teppiche, ornithologische Gegenstände, Flohmarktartikel
Maße des Gastanks ca. 8,50 × 3,10 × 3,50 m

Mark Dion

Mark Dion (*1961 in New Bedford, Massachusetts, US) arbeitete vor seinem Kunststudium als Kunstrestaurator. Seine ausgeprägte Sammelleidenschaft spiegelt sich in seinen oftmals detailreichen und vielteiligen Objekten und Installationen wider. Ein Schwerpunkt seiner Arbeiten ist die Natur, unser Verhältnis zu ihr und ihre Darstellung in Ausstellungs- und Repräsentationskontexten. Dabei spielen ökologische, philosophische und politische Fragestellungen immer wieder eine wichtige Rolle.